Auf nichts Unumstößliches stoßen Leserinnen und Leser in diesem Blog. Alles ist Überlegung, nichts Überlegenheit. Standpunkte sind springende Punkte und Punktlandungen selten.
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Freitag, 12. Juli 2013

Tag 3 Fahrradurlaub (nicht von, sondern mit ihm)

--> Tag 2

Im Laufe der Nacht hat es aufgehört zu regnen und ich mache mich auf den Weg nach Forst über Guben, nachdem ich dem Zelt genug Zeit zum Trocknen gegeben habe. (Keine Lust, ein nasses Zelt einzupacken.) Zeit, die ich nutzen konnte, mich zu waschen, Vital-Kekse (idealer Reiseproviant: Ballaststoffe, viele Kalorien, geringes Packmaß) und Wasser zu frühstücken, mich mit dem Pferd zu unterhalten.

Nach Guben fliege ich irgendwie; jedenfalls trete ich nur einige Male in die Pedalen und schon finde ich mich vor „Jannys Eis“ mit einem Becher Kaffee in der Hand wieder, als mein Blick auf das Ortsausgangsschild Guben unter dem Ortseingangsschild Gubin fällt. Grenzübergang. Hm, ich hätte mir meinen Morgenkaffee in Polen kaufen und dort ein wenig die Wirtschaft ankurbeln können. Zu spät. Ich radle, ohne dort zu kaufen, ein Stündchen durch Gubin, bevor ich mich in Guben erst fürchterlich verfahre, weil die Auffahrt zum Radweg, die direkt am Grenzübergang liegt, gesperrt und die andere nur für Ortsansässige problemlos auffindbar ist, aber dann dank meines Irrweges einer Basisbibel (Lukas-Evangelium als Sonderausgabe für Bibellesebund und Bibelmobil) habhaft werde, die ich am Wegrand einem Kästchen mit der Aufschrift „Seelenfutter zum Mitnehmen, Deckel einfach hochklappen“ entnehme. Schon interessant, ausgerechnet auf einem Irrweg eine Unterwegs-Bibel zu finden. Letztlich gelange ich natürlich auf meinen beabsichtigten Weg zurück – geholfen hat eher die Landkarte als die Bibel – und fahre und fahre und fahre, bis mein Magen schreit: „Hunger!“ Und siehe da, Gott schickt mir Essen in Form eines Radler-Imbisses direkt am Radweg. Eine an sich durchaus brauchbare Geschäftsidee! Leider gibt es nur Kekse, die qualitativ schlechter als meine Vital-Kekse sind, und Bockwurst, die mit mir (Vegetarierin) nicht kompatibel ist. Und leider hat der Geschäftsmann Gesprächsbedürfnis und ich nicht. Irgendwie sind wir keine gute Kombination.

Ich fahre weiter. Weg von den Menschen. Ich höre gerne oft und viel von anderen über sich, aber jetzt bin ich gerade dran. Um hören zu können, was mit mir ist, muss es um mich herum still sein, muss ich von den Menschen weg, von allen, auch von denen, die ich mag und zum Teil sogar liebe. Ich kann immer nur eines, entweder den Gedanken eines anderen folgen oder meinen, nie beides gleichzeitig. Ich fahre und fahre und fahre.

Der Zeltplatz, an dem ich abends ankomme, liegt am Stadtrand von Forst, einer Stadt, die es – wenngleich keine Planstadt – hinsichtlich Scheußlichkeit mit Eisenhüttenstadt durchaus aufnehmen kann, heißt „Zum Kuckuck“ und wie ein Kuckucksei fühle ich mich. Ich stoße auf eine eingeschworene Truppe von Dauercampern, die mich erschrocken bis entsetzt fragen, ob ich etwa mit diesem Fahrrad gekommen sei. (Mit welchem sonst?) Ich antworte: „Ja, na klar“ und sie nehmen mich für eine Nacht auf. Finde ich nett von ihnen, bin müde.

Irgendetwas mache ich bei der Anwendung der Sonnen- und Insektenschutzmittel falsch. Darf man evtl. nicht beide gleichzeitig anwenden? Hebt das eine die Wirkung des anderen auf? Was aber tun, wenn sowohl die Sonne brennt als auch die Mücken stechen? Jedenfalls habe ich trotz bestimmungsgemäßer Anwendung beider Mittel (siehe Innenseite des Etiketts) sowohl Sonnenbrand (wenig) als auch Mückenstiche (viele, sehr, sehr viele).

--> Tag 4

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