--> Tag 2
Im Laufe der Nacht hat es aufgehört zu regnen und ich mache mich auf den Weg nach Forst über Guben, nachdem ich dem Zelt genug Zeit zum Trocknen gegeben habe. (Keine Lust, ein nasses Zelt einzupacken.) Zeit, die ich nutzen konnte, mich zu waschen, Vital-Kekse (idealer Reiseproviant: Ballaststoffe, viele Kalorien, geringes Packmaß) und Wasser zu frühstücken, mich mit dem Pferd zu unterhalten.
Im Laufe der Nacht hat es aufgehört zu regnen und ich mache mich auf den Weg nach Forst über Guben, nachdem ich dem Zelt genug Zeit zum Trocknen gegeben habe. (Keine Lust, ein nasses Zelt einzupacken.) Zeit, die ich nutzen konnte, mich zu waschen, Vital-Kekse (idealer Reiseproviant: Ballaststoffe, viele Kalorien, geringes Packmaß) und Wasser zu frühstücken, mich mit dem Pferd zu unterhalten.
Nach Guben fliege ich irgendwie;
jedenfalls trete ich nur einige Male in die Pedalen und schon finde
ich mich vor „Jannys Eis“ mit einem Becher Kaffee in der Hand
wieder, als mein Blick auf das Ortsausgangsschild Guben unter dem
Ortseingangsschild Gubin fällt. Grenzübergang. Hm, ich hätte mir
meinen Morgenkaffee in Polen kaufen und dort ein wenig die Wirtschaft
ankurbeln können. Zu spät. Ich radle, ohne dort zu kaufen, ein
Stündchen durch Gubin, bevor ich mich in Guben erst fürchterlich
verfahre, weil die Auffahrt zum Radweg, die direkt am Grenzübergang
liegt, gesperrt und die andere nur für Ortsansässige problemlos
auffindbar ist, aber dann dank meines Irrweges einer Basisbibel
(Lukas-Evangelium als Sonderausgabe für Bibellesebund und
Bibelmobil) habhaft werde, die ich am Wegrand einem Kästchen mit der
Aufschrift „Seelenfutter zum Mitnehmen, Deckel einfach hochklappen“
entnehme. Schon interessant, ausgerechnet auf einem Irrweg eine
Unterwegs-Bibel zu finden. Letztlich gelange ich natürlich auf
meinen beabsichtigten Weg zurück – geholfen hat eher die Landkarte
als die Bibel – und fahre und fahre und fahre, bis mein Magen
schreit: „Hunger!“ Und siehe da, Gott schickt mir Essen in Form
eines Radler-Imbisses direkt am Radweg. Eine an sich durchaus
brauchbare Geschäftsidee! Leider gibt es nur Kekse, die qualitativ
schlechter als meine Vital-Kekse sind, und Bockwurst, die mit mir
(Vegetarierin) nicht kompatibel ist. Und leider hat der Geschäftsmann
Gesprächsbedürfnis und ich nicht. Irgendwie sind wir keine gute
Kombination.
Ich fahre weiter. Weg von den Menschen.
Ich höre gerne oft und viel von anderen über sich, aber jetzt bin
ich gerade dran. Um hören zu können, was mit mir ist, muss es um
mich herum still sein, muss ich von den Menschen weg, von allen, auch
von denen, die ich mag und zum Teil sogar liebe. Ich kann immer nur
eines, entweder den Gedanken eines anderen folgen oder meinen, nie
beides gleichzeitig. Ich fahre und fahre und fahre.
Der Zeltplatz, an dem ich abends
ankomme, liegt am Stadtrand von Forst, einer Stadt, die es –
wenngleich keine Planstadt – hinsichtlich Scheußlichkeit mit
Eisenhüttenstadt durchaus aufnehmen kann, heißt „Zum Kuckuck“
und wie ein Kuckucksei fühle ich mich. Ich stoße auf eine
eingeschworene Truppe von Dauercampern, die mich erschrocken bis
entsetzt fragen, ob ich etwa mit diesem Fahrrad gekommen sei. (Mit
welchem sonst?) Ich antworte: „Ja, na klar“ und sie nehmen mich
für eine Nacht auf. Finde ich nett von ihnen, bin müde.
Irgendetwas mache ich bei der Anwendung
der Sonnen- und Insektenschutzmittel falsch. Darf man evtl. nicht
beide gleichzeitig anwenden? Hebt das eine die Wirkung des anderen
auf? Was aber tun, wenn sowohl die Sonne brennt als auch die Mücken
stechen? Jedenfalls habe ich trotz bestimmungsgemäßer Anwendung
beider Mittel (siehe Innenseite des Etiketts) sowohl Sonnenbrand
(wenig) als auch Mückenstiche (viele, sehr, sehr viele).
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