Auf nichts Unumstößliches stoßen Leserinnen und Leser in diesem Blog. Alles ist Überlegung, nichts Überlegenheit. Standpunkte sind springende Punkte und Punktlandungen selten.
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Sonntag, 14. Juli 2013

Tag 5 Fahrradurlaub (nicht von, sondern mit ihm)

--> Tag 4

Aufbruch nach Görlitz. Meine längste Etappe auf dem Oder-Neiße-Radweg. Das Wetter ist optimal: Sonne, aber nicht heiß, Wolken, aber kein Regen. Der Radweg liegt nicht auf dem Deich und ist nicht ganz so schön wie gestern, aber Wiesen und Felder sind auch akzeptabel. Kornblumen tragen ihren Namen durchaus zu recht: Das eine oder andere Getreidefeld ist eher blau (gefühlt) denn goldgelb. Ich fahre durch etliche kleine Dörfer, was ich nicht mag, weil hinter jeder Hecke jemand steht und mir hinterher guckt, kann ich nicht ausstehen, aber der Weg ist nun einmal dieser.

Südlich von Rothenburg überrascht mich ein Zeltplatz, den ich vor Reiseantritt im Internet nicht gefunden hatte und der auch nicht in meiner Karte eingezeichnet ist. Es beginnt zu nieseln, ich habe etwas schlechte Laune und kurz überlege ich, ob ich für heute vom Rad steige. Aber es ist erst Mittag. Was soll ich den Rest des Tages in Rothenburg, wo es mir nicht gefällt? Also fahre ich weiter nach Görlitz, wo ich am fünften Tag planmäßig hin will.

Der Weg wird beschwerlich, da ich mich dem Mittelgebirge nähere. Verdammte glaziale Serie! Habe ich als Schulkind schon gehasst (Wer lernt schon gerne Grundmoräne, Endmoräne, Sander, Urstromtal auswendig?) und will ich nach wie vor nicht! Hügel hoch und wieder hinunter, Berge sind es noch keine. Dennoch gehe ich, nachdem ich bei einem Versuch, den Anstieg um 10% zu bewältigen, mit einem Fuß von der Pedale rutsche und unsanft mit dem Kinn auf dem Lenker des umkippenden Fahrrades lande, dazu über, hügelauf zu schieben. Ich schiebe oft und hadere mit mir, denn gegen Bequemlichkeit und Leben im Schongang hege ich eigentlich tief sitzende Aversionen. (Aber eine Gangschaltung wäre vielleicht doch ganz gut?)

Kann man sich eigentlich tagelang fast ausschließlich von Vital-Keksen und Wasser ernähren? Man muss, wenn man unterwegs und (wie ich) Gaststättenmuffel ist. Um in Supermärkten einzukaufen, müsste ich jedesmal alles Gepäck vom Fahrrad und mit in den Markt nehmen, was mir zu aufwändig scheint, und an den Imbiss-Ständen entlang des Radweges gibt es an Non-Sugar nur Bockwurst.

In Görlitz kaufe ich mir Eis. Wenigstens etwas! Pommes frites wären mir lieber, aber ich finde keinen Pommes-Verkauf. Ich fahre etwas in der Altstadt auf und ab, auch kurz nach Polen und radele dann nach Hagenwerder, einem eingemeindeten Vorort, zum – so die Werbung – östlichsten Zeltplatz Deutschlands. Der liegt direkt am See bzw. der See inmitten von ihm. Ich werde nicht gefragt, ob ich etwa mit diesem Fahrrad gekommen sei – komisch – und stelle mein Zelt direkt ans Ufer, was einen Vor- und einen Nachteil hat. Der Vorteil: Blick auf eine Entenfamilie. Der Nachteil: Milliarden (gefühlt) von Mücken. Und als ich vom Duschen zurückkomme, habe ich Nacktschnecken im Zelt.

--> Tag 6

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